Lesung am 5. Sonntag nach Trinitatis, 1. Mose 12, 1-4, Abrahams Berufung

Wir sind noch ganz am Anfang der Bibel. Gott hatte Adam und Eva geschaffen, sie aus dem Paradies vertrieben, Kain ermordete Abel, Eva gebar ihren dritten Sohn Seth, von ihm stammte Noah ab, der als einziger mit seiner Sippe die Sintflut überlebte, die Menschen vermehrten sich erneut, wurden wieder hochmütig und Gott wies sie beim Turmbau zu Babel in ihre Schranken.
Nun betritt Abraham die Bühne und wird von Gott zum Stammvater seines Volkes berufen. Er ist zu diesem Zeitpunkt schon 75 Jahre alt und hatte sich wahrscheinlich bereits in seinem Leben eingerichtet. Trotzdem gehorcht er, packt seine Habe und zieht mit seiner Frau Sarai, seinem Neffen Lot und seinen Sklaven los in das Land Kanaan. Abraham ist nicht in Not, es ist keine Flucht. Er ist auch sicherlich im bereits besiedelten Kanaan nicht willkommen, befolgt jedoch Gottes Befehl und nimmt die Berufung an. Er lebt noch weitere 100 Jahre. Sein Weg nach dem Aufbruch ist unübersichtlich, voller Hindernisse und Rückschläge, aber er wird am Ende der Stammvater des Gottesvolkes.
Es geht heute um unseren Mut. Mut aufzubrechen, Mut unserer Berufung zu folgen, Mut Gewohntes zu verlassen, es geht darum, egal wie alt wir sind, Sichtweisen zu erneuern, auch wenn wir unser Leben in festen Bahnen glauben und jede Veränderung bedrohlich wirkt. Trauen wir uns aus der festgefahrenen Gemütlichkeit heraus, öffnen wir den Vorhang, schauen wir mit Kinderaugen in Gottes Welt, lassen wir Zwänge, Kleingeist, Angst und Egoismus hinter uns!

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