Revolution in der Tumorbekämpfung - Interview mit Prof. Uwe Martens | Medizin hautnah

Professor Uwe Martens berichtet bei der Abendvorlesung „Medizin hautnah“ über neue Methoden gegen Krebserkrankungen.
Ruckzuck ausgebucht war die 32. Auflage der gemeinsamen Veranstaltungsreihe „Medizin hautnah“ von Heilbronner Stimme, SLK-Kliniken und Kreissparkasse am Dienstagabend unter der Pyramide in Heilbronn. Denn: Krebs kann jeden treffen. Bösartige Tumorerkrankungen sind heute bereits die zweithäufigste Todesursache in Deutschland - mit steigender Tendenz.
„Krebs ist eine Alterserkrankung“, erklärte Professor Uwe Martens in seinem Impulsvortrag den Zusammenhang mit dem demografischen Wandel.
Der Chefarzt der Onkologie im Klinikum am Gesundbrunnen und geschäftsführende Vorstand des Tumorzentrums Heilbronn-Franken stellte im Gespräch mit der stellvertretenden Stimme-Chefredakteurin Iris Baars-Werner klar: „Man kann nie von Heilung sprechen.“ Aber es gibt neue, hoffnungsvolle Entwicklungen. Niemals sei die Forschung so rasant fortgeschritten wie heute, sagte Martens.
Die jüngste „Revolution“ ist die Immunonkologie - bei einigen Krebsarten werden damit bislang nicht für möglich gehaltene Erfolge erzielt, bis hin zur jahrelangen Symptomfreiheit. Dabei greifen moderne Medikamente in die Kommunikationsprozesse des menschlichen Immunsystems ein. Denn dieses ist prinzipiell in der Lage, Tumorzellen zu vernichten. Die allerdings tricksen und täuschen und bremsen die Killerzellen der Abwehr wortwörtlich aus. Ziel ist es, diese Bremsen zu lösen.
Aber der Erfolg stellt sich nur bei einigen Krebsarten und da auch nur bei bis zu rund 20 Prozent der Betroffenen ein - und die Therapie ist teuer: Rund 100.000 bis 150.000 Euro pro Patient und Jahr müsste sich die Gesellschaft das kosten lassen.
Doch Deutschland hat schon jetzt eines der teuersten Gesundheitssysteme der Welt. Darauf hatte auch Hausherr Thomas Braun, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Heilbronn, in seiner Begrüßung hingewiesen. Wissenschaftler arbeiten deshalb daran, sogenannte Biomarker zu finden - eindeutige Merkmale, die vorab erkennen lassen, ob die immunonkologische Behandlung bei einem Menschen anschlagen wird.
Das kürzlich in Heilbronn gegründete Molit-Institut - der Name ist eine Wortschöpfung aus Molekül und Informationstechnologie - soll dazu beitragen. „Personalisierte Medizin ist die Zukunft“, betonte Martens. „Und Baden-Württemberg wird ein Vorreiter in der Entwicklung sein.“

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