Einblicke in die Forschungsbibliothek Gotha: Orientalische Handschriftensammlung mit Dr. Krimsti

Ғылым және технология

In der Forschungsbibliothek Gotha werden Handschriften bewahrt, die aus zwei Traditionen hervorgehen, der westlichen oder europäischen sowie der asiatischen und nahöstlichen.
Für die Forschung zur Frühen Neuzeit bedeutet das, dass die Bibliothek ein Ort für Begegnungen ist, an dem sich beide Traditionen gegenseitig beleuchten. Man kann Handschriften und Archivalien nebeneinander in denselben Regalen finden, wo sie miteinander kommunizieren.
Meine Lieblingsobjekte sind zwei Reiseberichte aus dem 18. Jahrhundert. Diese Reisebeschreibungen wurden von zwei Brüdern aus der Kommunität der maronitischen Christen in Aleppo verfasst. Der ältere Bruder reiste nach Istanbul, in die Hauptstadt des Osmanischen Reichs. Der jüngere Bruder war ein Mönch und am Anfang seiner Laufbahn reiste er nach Europa, an die katholischen Höfe. Sein Ziel war es, Almosen zu sammeln.
Beide Berichte dokumentieren auf faszinierende Weise, wie sich zwei Personen aus derselben Familie in zwei verschiedenen Mäzenatensystemen bewegten - der eine im osmanischen, der andere im französischen. Sie zeigen auch, dass Reiseliteratur nicht nur im Europa des 18. Jahrhunderts äußerst beliebt war.
Die Sammlung von arabischen, osmanischen und persischen Handschriften an der Forschungsbibliothek Gotha ist das Produkt der vielfältigen Interessen und des breiten Horizonts des Naturforschers und Orientreisenden Ulrich Jasper Seetzen. Anfang des 19. Jahrhunderts, unmittelbar nach dem Napoleonischen Krieg, begab sich Seetzen auf eine Reise durch das Osmanische Reich und Arabien. In Städten wie Istanbul, Aleppo, Damaskus und Kairo sammelte er mehr als 3.000 Handschriften, die er dann nach Gotha schickte.
Die Handschriften zeugen von der Lese- und Schreibpraxis einzelner Personen und ganzer Gemeinschaften im Nahen Osten.
Leser- und Besitzvermerke sowie andere Sekundäreinträge können viel über die Art verraten, wie sich Menschen mit ihrer Textkultur beschäftigten.
Einige Handschriften, wie die Reiseberichte der beiden maronitischen Brüder, enthalten sogar ungewöhnliche Bestandteile wie einen Index. Solche Bestandteile können uns Einblick in den Literaturgeschmack und -konsum sowie die Zirkulation von Texten geben.
In der Forschungsbibliothek zu arbeiten bedeutet, von einer kollegialen Atmosphäre umgeben zu sein. In der Bibliothek können Forschende und Studierende aus verschiedenen Fachgebieten ihre Projekte diskutieren und Ideen austauschen. Fellows und Praktikanten sind ebenfalls oft Teil der Forschungsgemeinschaft hier. Die Forschungsbibliothek ist der Ort, um in einen anregenden Austausch zu treten.
Informationen zur Orientalia-Sammlung der Forschungsbibliothek Gotha:
www.uni-erfurt.de/forschungsb...

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