«Die Schweiz ist eine Erfolgsgeschichte»
Am 29. September 2016 war Prof. Dr. Herfried Münkler bei der Gesprächsreihe KKL Impuls zu Gast. Im Auditorium des KKL Luzern sprach der deutsche Politologe und Professor der Humboldt-Universität zu Berlin über Flüchtlingsströme, die «neuen Kriege» und deren Bedeutung für Europa.
«Das Problem beginnt mit dem 11. September 2001», sagt Münkler gleich zu Beginn der Veranstaltung. «Und hat sich seither in Paris, in Brüssel oder kürzlich in Nizza wiederholt». Gemeint sind die neuen Kriege, die keine klassischen Staatenkriege darstellen würden aber auch nicht als Frieden zu klassifizieren seien. Kurz: eine neue Situation, die fundamental anders ist, als wir es kennen. Um diese Situation zu verstehen, müssten wir wieder an Imperien denken, so Münkler. Denn bei Imperien würden Kriege nicht an festen, sondern über offene, verwässerte Grenzen hinaus ausgetragen.
Gemeinsame europäische Sicherheitspolitik schaffen
Um diesen neuen Kriegen zu begegnen, müsse Europa eine gemeinsame Sicherheitspolitik schaffen: «Wir können uns nicht mehr auf die USA als Weltmacht verlassen wie wir es bis anhin im Irak, Afghanistan oder Jugoslawien getan haben». Denn Barack Obama habe nach dem Krieg in Afghanistan, bei dem er an die Grenzen seiner Möglichkeiten gelangt sei, erkannt, dass auf Dauer eine Weltmacht USA eine Überdehnung seiner staatspolitischen und finanziellen Mittel darstellen würde. Dass bedeute nun für Europa, dass sie mit den Problemen vor der eigenen Tür selber fertigwerden müsse.
Integration ist entscheidend
«Hochentwickelte Räume wie wir einer sind brauchen Zuwanderung», sagt Münkler. Dabei bewirkten sogenannte Push-Faktoren wie Krieg jedoch einen Auswanderungsdruck im Herkunftsland, der grosse Flüchtlingswellen mobilisiere, die das Zielland zwangsläufig überfordern würden. «Die Lösung muss also unbedingt darin liegen, die Fluchtursachen zu bekämpfen, was eine ungeheure politische und militärische Herausforderung darstellt». Dennoch gibt sich Münkler bei der aktuellen Flüchtlingsthematik optimistisch: «Die Schweiz ist eine Erfolgsgeschichte. Sie hat gezeigt, dass die Integration über den Arbeitsmarkt funktioniert». Flüchtlinge, die heute nach Europa kämen, sollen alle Deutsch lernen können, auch jene Asylbewerber, die abgelehnt aber geduldet würden. Nur so könne man sie später in den Arbeitsmarkt integrieren, so Münkler.
Nächstes Gespräch mit dem Schweizer Soziologen Dr. Thomas Held
Die Gesprächsreihe KKL Impuls startete mit Münkler in die vierte Saison. Am Donnerstag, 10. November 2016 spricht der Schweizer Soziologe und ehemalige Direktor der Denkfabrik Avenir Suisse, Dr. Thomas Held, im Auditorium des KKL Luzern. www.kkl-luzern.ch/de/10-11-20...
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