Den Himmel zeichnen. Ein Gespräch über Sternbilder, Astrophysik, den Kosmos und die Unendlichkeit

Jede Kosmologie ist durch Paradoxien gekennzeichnet. Die Welt wird beim Blick in den nächtlichen Himmel rahmen- und fassungslos. Hier findet sich weder Anfang noch Ende, die doch für jede Form eines Bildes wie seiner Geschichte notwendig wären. Nichts ist unfassbarer als eine disparate Menge. Die Kognitionsforschung liefert den nüchternen Beweis: Die Fähigkeit des Menschen, Dinge gleichzeitig zu begreifen, ist begrenzt. An sieben bis zehn Dinge können wir wohl gleichzeitig denken. Was heißt das für die Wahrnehmung des Kosmos in den unterschiedlichen Kulturen? Die Sterne werden in allen Mythen zu sehr dynamischen Fixpunkten, an denen die Fülle der Bilder und ihrer Geschichten aufbricht. Auch Physik, Mathematik und Astronomie bleiben in ihrer Begrifflichkeit auf die Sprachbildlichkeit des Denkens angewiesen. Aktuell faszinieren die neuen Fotografien der Weltraumteleskope eine breite Öffentlichkeit - weniger durch ihre empirische Beweiskraft als in ihrer digitalen Ästhetik räumlich-plastischer Physiologie. Ja, die Aufnahmen unterstreichen einmal mehr die Paradoxien menschlichen Begreifens und Erkennens: Je formaler und exakter die analytische Abstraktion der Phänomene - wie die der Zeit, des Lichts oder der Gravitation - gelingt, desto physischer und plastischer werden die Sprachen ihres Sich-Zeigens. Ist der Sternenhimmel überhaupt zu vermessen, zu kartographieren, sichtbar zu machen, zu besprechen?
Wie sind die Himmel (im Plural) jenseits einer zweidimensionalen, festlegenden Reproduktion von Zeichen zu zeichnen? Über diese und andere Fragen sprechen:
Heidi Sorg, Zeichnerin aus München www.leistls.org
Prof. Dr. Ulrike Draesner, Schriftstellerin und DLI Universität Leipzig www.draesner.de
Prof. Dr. Lis Brack-Bernsen, Literaturwissenschaftlerin an der Universität Regensburg homepages.uni-regensburg.de/~...
Prof. Dr. Ulrike Steierwald, Literaturwissenschaftlerin an der Leuphana Universität Lüneburg www.ulrike-steierwald.de
Prof. Dr. Ansgar Reiners, Astrophysiker an der Georg-August-Universität Göttingen www.uni-goettingen.de/de/homepage/574854.html
Das Gespräch fand am 1. Dezember 2023 in der Historischen Sternwarte in Göttingen statt. Eine Kooperationsveranstaltung der Leuphana Universität und der Universität Göttingen im Rahmen der Reihe SCHÄTZE, »Thesaurus der Sprachbildlichkeit«
Gefördert durch die Kulturstiftung Niedersachsen. Folien © Lis Brack-Bernsen
#unigöttingen #himmel

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