Unterwegs im Siegerland ... Die Johannlandbahn Siegen-Weidenau - Irmgarteichen-Werthenbach

Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen! Diese Bahn entstand, nachdem eine Omnibuslinie, die noch dazu die erste ihrer Art in Deutschland war, die Erwartungen nicht erfüllte! So nachzulesen bei Wikipedia. Es geht also auch andersrum, lehrt die Geschichte 😉 - nur leider konnte genau diese Bahn auf Dauer davon nicht profitieren...
Am 01. Dezember 1906 ging die Strecke zwischen Siegen-Weidenau und Deuz (Kr. Siegen) als 'Kleinbahn Weidenau - Deuz' in Betrieb, exakt 10 Jahre später, am 01. Dezember 1916, fuhren die Züge dann bis Irmgarteichen-Werthenbach.
Bereits in der Gründungszeit der Bahn war die Region industrialisiert, doch wie überall trug dann die Existenz der Bahn dazu bei, daß sich weitere Industrie ansiedelte. Vor allem die Metall- und Schwerindustrie ist in dieser Region zu Hause, wir sehen es im Video deutlich. Das geht natürlich auf die ergiebigen Eisenerzvorkommen zurück, die hier vorhanden waren und ausgebeutet wurden. Leider ging diese Epoche zu Ende, da man irgendwann dahinter kam, daß importiertes Eisenerz günstiger zu bekommen ist.
Diese umfangreiche Industrie generierte für eine Privatbahn überdurchschnittliches Güterverkehrsaufkommen über all die Jahrzehnte bis Ende des vorigen Jahrhunderts hinweg. Erst in den 1990ern, als der weltweite 'Run' auf die Straße einsetzte, ging dieser auch hier rapid zurück. Selbst die tonnageintensive Schwerindustrie konnte das nicht aufhalten.
Ebenso gut entwickelte sich der Personenverkehr, laut Wikipedia lag die Zahl der beförderten Personen immerhin 20 Jahre lang, zwischen 1940 und 1960, jährlich über einer Million. Daran sieht man, daß es der Bahn länger als anderen Privat- und Nebenbahnen gut ging, denn gerade in den 1950ern setzte in der alten Bundesrepublik schon die Motorisierung ein und gerade diese Strecken bekamen das zu spüren. Und wurden Opfer desselben verhängnisvollen 'Zeitgeistes', wie er 40 Jahre später im Osten nach der Wende einsetzte.
Doch die Johannlandbahn war keine 'Insel im Ozean', irgendwann holte die Entwicklung sie ein. Ab den 1960er Jahren wurde die Abwanderung zu Pkw und Bus deutlich spürbar. Am 25. Mai 1968 wurde der Personenverkehr eingestellt. Dabei waren in den Jahren zuvor noch eine Reihe neuer Haltepunkte geschaffen worden, die die Wege der Bürger zur Eisenbahn verkürzen sollten. Aber das konnte den Trend nicht umkehren.
Demgegenüber wuchs der Güterverkehr kontinuierlich, die Industrie im Tal boomte und es gab ständig mehr zu transportieren. Den letzten Kilometer der Strecke, vom Anschluß der Firma Gräbener bis in den Bahnhof Irmgarteichen-Werthenbach, erreichte dieser Boom jedoch nicht, dieser wurde 1982 eingestellt und abgebaut. Seitdem war der Anschluß Gräbener das Streckenende.
Ab den 1990ern, wie eingangs erwähnt, setzte der allgemeine 'Run' auf die Straße der Bahn mehr und mehr zu, was zuerst den allgemeinen Güterverkehr traf. Und damit zog es vor allem den oberen Streckenabschnitt, oberhalb Dreis-Tiefenbach, in Mitleidenschaft. Noch sorgten dort aber die größeren Betriebe, wie das Walzenwerk Irle in Deuz, für regelmäßiges Aufkommen. Die Firma Gräbener, die einziger Bahnkunde oberhalb Deuz geblieben war, ging schließlich auch auf die Straße, und damit war der Abschnitt Deuz (Kr. Siegen) zur Fa. Gräbener irgendwann gegen Ende der 1990er verkehrslos und begann vor sich hin zu rosten.
Nach und nach kündigten weitere Anschließer die Verträge, sogar die Firma Irle stellte um die Jahrtausendwende herum den Bahntransport ein. Nachdem es nicht gelang, Verkehre zurückzuholen, wurde der Abschnitt Dreis-Tiefenbach - Irmarteichen-Werthenbach, Fa. Gräbener, zum Jahresende 2004 stillgelegt. Im Bahnhof Deuz (Kr. Siegen) verblieb ein innerbetrieblicher Inselbetrieb der Firma Irle auf ihren 2 Anschlußbahnen, wo diese bis heute mit eigener Lok und einigen Wagen innerbetriebliche Transporte durchführt.
Der untere Abschnitt bis Dreis-Tiefenbach (ausschließlich) wird weiterhin bedient, dieses Aufkommen ist teilweise auch nicht straßentauglich, was dem Abschnitt wohl auch in Zukunft Verkehr erhalten wird.
Wie in vielen Regionen, gab es Anfang der 2000er eine Initiative zur Reaktivierung der Strecke, leider verlief diese irgendwann im Sande. Eine schlicht verspielte Chance, denn in dieser dicht besiedelten Region wäre die Bahn heute mehr als nützlich.
In der Ortslage Netphen wurde die Trasse bereits einer Umgehungsstraße geopfert, im weiteren Verlauf bis Deutz ist sie Radweg. Oberhalb Deuz sowie zwischen Dreis-Tiefenbach und Netphen wird sie wohl wieder Natur ...
Gute Fahrt nun mit dem Schienenbus durch das obere Siegtal, im Johannland - genießt den Ausflug!
Daten aus Wikipedia.

Пікірлер: 1

  • @rainerhaschke582
    @rainerhaschke58223 күн бұрын

    Schön mal einen blick in die Vergangenheit zu werfen. Danke für das Video