So weit die Füße radeln - Zweite Etappe (54): The Dawn of Victory

Die gestrige und die heutige Etappe waren schon wieder nicht von - wie sagen alte Männer? - Pappe. Die gestrige begann in Chuanzhusi und endete 63 Kilometer später in zwei Jurten auf fast 3.700 Metern Höhe, die irgendwo in Hongyuan County an der Grenze zum Zoige Grassland aka “den Sümpfen” standen.
Der Weg dorthin war mit allerlei Widrigkeiten verbunden. Zunächst vergaß Christian Ypsilon seinen Fotoapparat auf dem Boden der Einfahrt des Hotels in Chuanzhusi, sodass er zweieinhalb Kilometer zurück fahren musste. Glücklicherweise war das Teil bereits an der Rezeption abgegeben worden. Sodann begann es nach rund 10 Kilometern wieder mal zu schneien, wobei der Schnee später in schneidenden Graupel ueberging.
Christian Ypsilon dachte sich für solche Situationen gewappnet, doch als er Regenhose und Überschuhe aus seinem Backpack holen wollte, stellte er fest, dass er auch diese in dem Hotel vergessen hatte. Die dünne Luft hier oben sorgt nicht nur bisweilen für Halluzinationen, sondern führt wohl auch zur Tuedeligkeit.
Die Jurten erreichten wir gegen 14:30 Uhr. Ihre Ausstattung fiel ernüchternd aus. Ein Bett, ein Nachtschränkchen, ein Steckdosenleiste, und eine Lampe von der Decke. Heizung keine. Auch Bettzeug war zunächst nicht vorhanden, und musste erst mit einem Pickup herbeigeschafft werden.
Als gegen 16:00 das Bettzeug eingetroffen war, gingen wir auch gleich zu Bett, denn für alles andere waere es zu kalt und zu nass gewesen. Immerhin ließ es sich hier aushalten, denn man hatte uns mit gleich drei Bettdecken versorgt. Strom gab es nur rund drei Stunden lang, da der von einem Sonnenkollektor kam, dessen Tagesproduktion unsere Akkus in diesem Zeitraum weggesaugt hatten.
Die Akkus waren danach allerdings nur halb geladen. Dafür gab es dann nach Einbruch der Dunkelheit in den Jurten auch kein Licht. Wie es uns dann in der Nacht erging, erzählt Christian Ypsilon im Clip.
Der Tag heute verlief erfreulicher, allein deshalb, weil fast durchgehend die Sonne schien. Wir sahen auf dem noch grauen Grassland Zehntausende von Yaks, und Ypsilon machte die Entdeckung, dass sie sich grunzend untereinander verständigen, fast wie Schweine. Dazu kamen nahezu ebenso viele Kühe, ein paar tausend Pferde und erstmals eine große Anzahl Murmeltiere, die über die Straße flitzten.
Unsicher waren wir bloß, ob unsere nur halb geladenen Akkus reichen würden. Zwar war die Strecke auf dem Grassland weitgehend eben und ging sogar mehr bergab als dass sie anstieg, doch sind rund 80 Kilometer auch nicht gerade - wie sagte man früher- Pappenstiel. Als dann Ypsilon nach 30 Kilometern auch noch einen Platten hatte, und Bikemaster Volker ganze acht Kilometer zu ihm zurückfahren musste, weil einzig er über das entsprechende Werkzeug und Flick-Know-How verfügt, war klar, dass zumindest Volker nicht mit seinen beiden unzureichend geladenen Akkus das nächste Etappenziel Zoige erreichen würde.
Wir lösten das Problem, indem wir bei unserer Mittagspause zwei Akkus in dem Instantnudelladen für knapp eine Stunde luden, und erreichten dann am späten Nachmittag mit allerletzter Ladung Zoige. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir ein absolut spektakuläres Hotel, ein architektonisches Weltwunder, das wir allerdings erst im morgigen Clip vorstellen werden.
Achso: Bei den ganzen Anstrengungen der letzten Tage ging vollkommen unter, dass wir mit dem Erreichen der Jurten die Kilometer des ersten Abschnitts des Langenfahrradmarschs im letzten Jahr übertroffen haben. Waren wir damals von Ruijin bis Zunyi 2.668,2 Kilometer gefahren, haben wir auf dem zweiten Abschnitt mit dem Eintreffen in Zoige 2.774,3 Kilometer hinter uns gebracht. Bleiben noch etwas mehr als 1.500 Km bis zum Ziel in Yan’an. Drücken Sie uns die Daumen, dass wir auch diese noch mit nur mäßigen Problemen bewältigen.
Den Titel dieser Clips erklären wir ebenfalls ein anderes Mal. Oder können Sie sich die Erklärung denken? Die Lösung ist sicher nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig. Morgen mehr.
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Пікірлер: 3

  • @oa8987
    @oa89877 күн бұрын

    Zum Glück wird man auf dem Weg zum Donnerbalken nicht ausgeraubt❗️

  • @ulrikegrale-huang4898
    @ulrikegrale-huang48989 күн бұрын

    Sehr interessant die olfaktorischen Einblicke! Gewöhnt ihr euch - nach so vielen Tagen sportlicher Höchstleistung - Gewöhnt ihr euch eigentlich langsam besser an die dünne Luft oder hängt ihr noch ab vom Rosendoping?

  • @SoweitdieFusseradeln

    @SoweitdieFusseradeln

    9 күн бұрын

    Wir gewöhnen uns. Knapp 3.700 Meter fühlen sich inzwischen an wie 2.700 Meter vor zwei Wochen. Anstrengend bleibt es trotzdem.