Reporter berichtet, wie dramatisch die Stimmung im Osten wirklich ist

#ostdeutschland #politik #angriff
In den vergangen Wochen häufen sich die Übergriffe auf Politiker - besonders im Osten Deutschlands. Es ist zu befürchten, dass das Klima noch rauer wird, sagt SUPERillu-Politikchef Gerald Praschl im Interview mit FOCUS online.
In den vergangenen Wochen häufen sich die Angriffe auf Politiker und Wahlkampfhelfer. Selten zuvor schien die Stimmung so aufgeladen, die Hemmschwelle so niedrig. Insbesondere auch im Osten Deutschlands.
„Es sind keine Einzelfälle“, sagt Gerald Praschl, Politikchef der „SUPERillu“ (gehört wie FOCUS online zu Hubert Burda Media), der reichweitenstärksten Zeitschrift in den östlichen Bundesländern, im Gespräch mit FOCUS online.
Generell sei die Stimmung sehr politisiert. Selbst auf Dorffesten gehe es häufig um politische Themen, berichtet der Reporter aus seinem Arbeitsalltag. Zwar sei eine Politisierung an sich nichts Schlechtes. Bedenklich sei aber, dass der politische Streit bis in Familien hinein für eine gesellschaftliche Spaltung sorge.
Viele Menschen „vergleichen die Situation mit 1989, auch wenn jetzt keine Revolution zu erwarten ist.“ Auch die Wiedervereinigung, der Aufbruch in die Freiheit, sei damals innerhalb Ostdeutschlands nicht unumstritten gewesen. „Damals haben sich sehr viele Familien zerstritten, Freundschaften sind zu Bruch gegangen. Das ist leider auch jetzt wieder zu beobachten“, so Praschl weiter.
Durch die Angriffe auf Politiker wird die aggressive Stimmung jetzt für alle sichtbar. Die Hemmschwelle zur Gewalt sei aber schon seit Jahren gefallen. So erlebt es der Journalist vor allem im Zusammenhang mit rechtsradikalen Demonstrationen.
„Ich habe mir viele Pegida-Demos angeschaut in den letzten Jahren. Als Printjournalist läuft man da recht unauffällig rum. Aber die Kollegen vom Mitteldeutschen Rundfunk mit Kamera und Übertragungswagen fallen natürlich auf. Die fahren seit Jahren nur noch mit Wachschutz zu solchen Anlässen. Das ist schon eine traurige Entwicklung.“
Je näher die Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg rücken, desto eher rechnet Praschl mit einer Verschlimmerung der Lage. „Die Gefahr sehe ich leider schon. Es ist zu befürchten, dass das Klima rauer wird. Insofern ist da auch Handlungsbedarf.
Dass die AfD im Osten laut aktuellen Umfragen so stark ist, sieht Praschl allerdings weniger dramatisch. In den 90er Jahren war der Aufschrei groß, als die PDS bis zu 20 Prozent an Wählerzuspruch erhalten habe - die Bundesrepublik sei davon nicht untergegangen. „Das muss Deutschland irgendwo aushalten.“

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