phoenix persönlich: Philosophin Svenja Flaßpöhler zu Gast bei Eva Lindenau

„Diese beiden Frauen Schwarzer und Wagenknecht machen sich für Verhandlungen stark und das ist erstmal das, was ich auch unterstütze“, sagt die Philosophin und Chefredakteurin des „Philosophie Magazins“ Svenja Flaßpöhler. Gleichwohl habe sie das von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht initiierte „Manifest für Frieden“, in dem sich die Verfasserinnen für einen
baldmöglichen Waffenstillstand und Verhandlungen im Krieg gegen die Ukraine aussprechen, nicht unterzeichnet. „Aus meiner Sicht ist es schon sehr wichtig, den Hauptaggressor sehr klar und auch an jeder fraglichen Stelle sehr klar herauszustellen. Das ist im Manifest nicht immer gelungen“, so Flaßpöhler.
Denen, die nach Verhandlungen rufen und forderten, „das Unmögliche zu versuchen“ werde sehr schnell Naivität unterstellt, kritisiert Flaßpöhler: „Ihr seid ja Traumtänzer, Ihr seid Pazifisten und so weiter. Aber ist das andere nicht genauso naiv? Zu sagen, die Gerechtigkeit muss siegen, koste es, was es wolle, all in, das ist genauso naiv.“
Selbstverständlich sei die Gerechtigkeit in diesem Krieg auf der Seite von Selenskyj, so Flaßpöhler. „Natürlich würde ich mir wünschen, dass die Gerechtigkeit siegt und die Ukrainer die Kraft und die militärische Potenz haben, die Russen aus ihrem Land zu vertreiben. Aber es gibt da eben noch die schreckliche Realität. Und was ist, wenn Wunsch und Realität nicht übereinstimmen? Was ist, wenn die Russen eben doch die militärische Übermacht letzten Endes behalten?“
In der Sendung „phoenix persönlich“ spricht Eva Lindenau mit der Philosophin Svenja Flaßpöhler über ihre Bedenken bei Waffenlieferungen an die Ukraine, die Debattenkultur in Kriegs- und Krisenzeiten und über ihr Selbstverständnis als Philosophin.
Gerade in Zeiten eines Krieges gelte es, besonders sorgfältig zu entscheiden, sagt Svenja Flaßpöhler. „Und deshalb gehöre ich auch eher zu denen, die dieses Zögern, diese Langsamkeit von Scholz sehr zu schätzen wissen.“
Sie habe den festen Glauben, „dass wir Komplexität und das Für und Wider brauchen, um die richtige Lösung für einen Konflikt zu finden“, so Flaßpöhler. Und das Nachdenken über Krieg und Frieden sei „genuines Geschäft“ der Philosophinnen und Philosophen, die durch ihre spezielle Perspektive, „genau zu differenzieren“ und „genau hinzusehen“, Debatten bereichern würden.

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