Mein erster Höhenflug vom Treh 750m in den Vogesen (Paragliding-Ausbildung A-Schein)

Nachdem ich in der 5-tägigen Grundausbildung jede Menge Theorie über das Fliegen lernen durfte und mich mit dem Handling des Schirmes am Boden vertraut machen konnte, sollten die ersten praktischen Flüge dann gemeinsam in der Gruppe in einem schönen Fluggebiet in den Vogesen folgen.
Mit unseren Schirmen in den Rucksäcken saßen wir ganz aufgeregt, aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht in einem Kleinbus, der uns auf ca. 300m brachte. Einer der beiden Fluglehrer begleitete uns mit nach oben, der andere wartete unten bei der Landebahn.
Oben angekommen, schnappten wir unsere Rucksäcke, suchten eilig nach einer freien Fläche und packten unsere Schirme aus. Übervorsichtig legten wir unser Gurtzeug samt Rucksack an, sortierten feinsäuberlich unsere Leinen und hakten die Karabiner ein. Der Fluglehrer checkte unsere Ausrüstung sowie unsere Walkie-Talkies und Helme. Eine kleine Fahne neben der Startfläche zeigte den Wind an, hing aber noch regungslos wie ein Lappen nach unten. Die Leinen leicht gespannt mit dem Schirm sichelförmig ausgebreitet hinter uns, standen wir zentriert in der Mitte und warteten gespannt und aufgeregt.
Ab jetzt galt es sich in Geduld zu üben und mit den Emotionen zu arbeiten. Vor uns nur eine ca. 30 m lange geebnete, leicht nach unten gebeugte Fläche, die vorne an der Stirnfläche einfach ins Nichts endete.
"Andre? Hörst du mich?" hallte die Stimme des Fluglehrers durch das kleine Ding in meinem Ohr. Mit einer Handgeste erwiderte ich seine Stimme. "Mach dich bereit!" folgte darauf seine Anweisung.
Mein Puls blieb erstaunlich ruhig. "In der Luft übernimmt dann der Fluglehrer unten" bekam ich noch als Info. Die Leinen locker in der Hand haltend, die Ellenbogen am Körper und die Arme leicht vom Körper abgespreizt, wartete ich auf das Kommando. Die Windfahne began sich zu bewegen und zeigte allmählich in die richtige Richtung.
"Okay, Andre! Du kannst aufziehen!" Das war mein Startsignal.
Ich hob meinen rechten Fuß, beugte meinen Körper nach vorne, stampfte ruckartig auf und legte mein volles Körpergewicht in die Leinen, während der leichte Gegenwind hinten in meinen Schirm blies und ihn füllte, so dass er sich anhob. Ich fühlte die Kraft, die sich über die Leinen in die Träger meines Rucksacks und in das Gurtzeug übertrug, während der Schirm langsam von hinten nach vorne aufstieg.
Ein Blick nach oben und ein letzter Check, ob alles richtig aussah, sollte man jetzt als Anfänger innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde entscheiden, bevor man losrannte.
"Sieht doch gut aus" dachte ich mir und rannte einfach los auf den Abgrund zu. Ich rannte und rannte, während ich zog und zog...bis dann irgendwann der Moment kam, in dem meine Beine weiter rannten, obwohl ich keinen Boden mehr unter den Füßen hatte. Tatsächlich hebt man nämlich schon weit vor dem Ende der Startbahn ab. Doch erst nach der Kante wurde mir bewusst: Ich fliege!!!
Ab dann war alles nur noch ein purer Genuss! Dieses Gefühl ließ sich nur in einem Wort beschreiben: UNGLAUBLICH! Ich war durchgehend nur am Grinsen!
"Sieht gut aus, Andre!" begleitete mich die Stimme des Fluglehrers, den ich mittlerweile weit hinter mir ließ, der aber alles genau im Blick hatte. "Andre, ist auf dem Weg. Roter Schirm." übergab er das Kommando an den Fluglehrer, der unten wartete.
"Okay, Andre. Ich sehe dich!" sagte er und übernahm. "Schaut gut aus. Du kannst dich fallen lassen!" Nein, Spaß! "Du kannst dich IN DEN RUCKSACK fallen lassen", sagte er tatsächlich. Späße macht man beim Paragleiten generell nicht, im Gegenteil, der Ton ist sehr streng und es gibt klare Anweisungen und Befehle, die man absolut befolgen muss. Und das ist auch gut so, denn es geht hier immerhin um das eigene Leben!
"Behalte die Landebahn im Blick und steuere darauf zu! Der Wind kommt von rechts. Wir landen also von links!"
Indem man die Beine übereinander schlägt, sein Körpergewicht im Rucksack verlagert sowie mit der einen Hand den Griff der Leinen leicht nach unten zieht, während man den Griff in der anderen Hand leicht nach oben bewegt, leitet man einen Kurvenflug ein.
Die Kurven dienten zum Abbau der Höhe und die "Positionskreise" leiteten gleichzeitig das Landemanöver ein. In der richtigen Höhe, die ich noch nicht so wirklich einschätzen konnte, bekam ich das Kommando zum "Gegenflug" parallel zur Landebahn einzuschlagen, gefolgt von einer links Kurve in den "Querflug" und einer weiteren letztendlich in den "Endanflug".
Im Endanflug musste ich mich dann aus der sitzenden Position aufrichten und in der Luft beginnen mit den Füßen "zu laufen". So lange, bis ich den Boden unter mir spürte und auf der sanften Wiese einfach weiterlief bis ich die Geschwindigkeit allmählich über die Beine aus dem Schirm nahm und ins Gehen überging.
"Arme anlegen und nach unten voll durchstrecken" war das letzte Kommando des Fluglehrers. Ich zog die Griffe nach unten, der Schirm klappte über mir zusammen und fiel zu Boden.
Nach 3-4 Flügen ging es dann hoch auf den Treh (750m).

Пікірлер: 10

  • @paulino3320
    @paulino33202 жыл бұрын

    das erinert mich an mich selbst------ bin grad am Ausbildung machen..... ich liebe das Gefühl und habe trotzdem voll Schiss wenn es zu hoch wird......... hoffentlich geht das bald weg damit ich das voll genießen kann und nicht immer in 100 Metern Höhe an den Hängen rumdümpeln muss......

  • @andre.wenz1

    @andre.wenz1

    8 ай бұрын

    Absolut! Ich hab mich damals dafür entschieden in der Gruppe zu fliegen. Ohne die anderen und die tollen Fluglehrer "im Ohr" hätte ich mich das wahrscheinlich nicht getraut so hoch zu starten :)

  • @paulino3320

    @paulino3320

    8 ай бұрын

    @@andre.wenz1 wer mag es meinen :-) du antwortest mir nach einem Jahr 😊😀🔝und was hat sich verändert? Die Angst ist weg, ich bin vor 4 Wochen meine ersten 100km geflogen und finde es nur noch geil 🤩

  • @SkywalkerPaul
    @SkywalkerPaul4 жыл бұрын

    Geil ne? 😎❤️💯

  • @andre.wenz1

    @andre.wenz1

    8 ай бұрын

    Absolut!!! Eines der absoluten "Höhepunkte" in meinem Leben! :P

  • @SkywalkerPaul

    @SkywalkerPaul

    8 ай бұрын

    @@andre.wenz1 same here 😊🤌

  • @pirodaniel2733
    @pirodaniel27334 жыл бұрын

    Unbezahlbar oder? Ich habe im September 19 meinen A Schein gemacht. Lässt einen nicht mehr los...

  • @andre.wenz1

    @andre.wenz1

    8 ай бұрын

    Ich gratuliere!! :D Ich hab leider nicht mehr weitergemacht, bereue es aber sehr.. :(

  • @renarkhalor2744
    @renarkhalor27448 ай бұрын

    Hast die hände ziemlich tief hälst dich so halb auf karabiner höhe fest. Lass den schirm doch mal fliegen. Vielleicht noch andere Steuerleinenhaltung, ansonsten schön!

  • @andre.wenz1

    @andre.wenz1

    8 ай бұрын

    Danke Danke! Das ist mir garnicht aufgefallen vor lauter Nervosität! :D Ich glaube, ich wollte mich einfach nur irgendwo festhalten, um erstmal eine gewisse Sicherheit zu bekommen und darf definitiv noch einiges dazulernen!

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