Kinder bestrafen - aber wie? - Club vom 10. März 2015

Ойын-сауық

Kinder können Eltern zur Weissglut treiben. Wenn diesen die Hand ausrutscht, ist das für viele nichts als verständlich, für andere jedoch ein unverzeihlicher Übergriff. Nicht nur Körperstrafen polarisieren. Ist straffreies Erziehen möglich? Was sind die Alternativen? Und was schadet den Kindern?
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«Wer sein Kind liebt, züchtigt es», wird bereits im Alten Testament propagiert und auch heute noch vertreten viele die Haltung, dass „en Chlapf“ zur rechten Zeit nichts Schlimmes sei. Und sogar der Vatikan bagatellisierte die viel zitierte Ohrfeige, die angeblich noch keinem Kind geschadet habe.
Politisch lassen sich immer wieder auch gegenteilige Strömungen ausmachen. So hat etwa der Europarat diese Woche Frankreich erneut dafür getadelt, dass es die körperliche Züchtigung von Kindern nicht klar verboten hat. Trotz dieser Tendenzen fördern diverse Studien unlängst Erschreckendes zutage. 25 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Kinderrechtskonvention deckt ein UNICEF Bericht 2014 auf, dass weltweit eine Milliarde Kinder psychischer und physischer Aggression ausgesetzt sind. Ob der Klapps auf dem Po oder die Ohrfeige: Sechs von zehn Kindern werden regelmäßig geschlagen. Jedes sechste Kind ist sogar heftigen Schlägen ausgesetzt. Klar ist, der Grat zwischen Strafen und Misshandlung ist äusserst schmal.
Strafen ist ein hoch moralisches Thema und die Frage nach der richtigen Form treibt nicht nur Eltern um. Ist Strafen unumgänglich, sinnvoll und wie legitimieren Autoritätspersonen ihr Strafverhalten gegenüber Kindern?
Eine Diskussion unter der Leitung von Thomy Scherrer mit folgenden Gästen:
Margrit Stamm, em. Prof. für Erziehungswissenschaften
Hans Melliger, Jugendanwalt, Leiter Jugendanwaltschaft Kt. Aargau
Martin Miller, Psychotherapeut und Autor von «Das wahre Drama des begabten Kindes.»
Sven Broder, Journalist und Autor von «Papa steht seinen Mann - Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben»
Margrit Hugentobler, pensionierte Primarlehrerin
Positionen der Gäste
Hans Melliger: «Die Sanktionen im schweizerischen Jugendstrafrecht sind auf Schutz und Erziehung ausgelegt. Die Rückfallgefahr soll durch Massnahmen und Strafen bekämpft werden. „Werden bei gut integrierten Jugendlichen für Bagatelldelikte Strafen ausgesprochen, so gilt nach Gotthelf: „Regen geht tiefer in den Boden als Hagel“.»
Sven Broder: «Kein Kind wird auf einen Schlag vernünftig, nett und brav. Im Gegenteil: Kinder haben ein fieses, fast schon saddistisches Talent dafür, immer wieder an die Grenzen zu gehen und darüber hinaus. Und dann? Etwa nochmal schlagen? Härter schlagen?»
Martin Miller: «Oft versteht das Kind den Sinn der Bestrafungüberhaupt nicht. Wenn wir aus Bequemlichkeit strafen und hoffen, dass wir unsere Schwäche durch Repression überdecken können, liegen wir falsch. Strafe macht nur Sinn, wenn Regeln verletzt werden und das Kind die Bestrafung als Konsequenz seines Fehlverhaltens versteht. Der Lerneffekt besteht darin, dass sich in Zukunft das Verletzen der Regeln nicht lohnt.»
Margrit Stamm: «Es gibt «gute» Strafen. Doch der Begriff Strafe ist in unserer Gesellschaft verpönt. Er erinnert uns an Schwarze Pädagogik, an die Erziehung mit dem Teppichklopfer als Mahnmal elterlicher Autorität und an die damit verbundenen Ängste.Trotzdem sind gute Strafen das wirksamste Mittel, um auf unangemessenes Verhalten zu reagieren, Kindern Konsequenzen aufzuzeigen und ihnen Regeln und Grenzen vorzugeben. Gute Strafen sind gerecht und gewaltfrei.»
Margrit Hugentobler: «Bei der Erziehung ist und war mir die Liebe zum Kind, gegenseitiges Vertrauen und Respekt, eine gewisse Toleranz und eine Portion Humor wichtig. Dies schliesst klare Regeln, Grenzen und Konsequenz nicht aus.Strafen sollten auf das Fehlverhalten bezogen sein und keine körperlichen und psychischen Schäden verursachen.»
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