I - Graun im Vinschgau/Curon Venosta (BZ) Pfarrkirche zur hl. Katharina

Музыка

Geläute der Pfarrkirche zur hl. Katharina aus Graun im Vinschgau, Südtirol
Campane Chiesa Parrocchiale S. Caterina di Curon Venosta, Alto Adige
6 Glocken
Stimmung: d' f' g' a' c'' d''
Giesser:
Glocke 1: Mario Colbacchini, Trento 1926
Glocke 2: Hans Seelos, Innsbruck 1505
Glocke 3: Luigi Colbacchini, Trento 1924
Glocke 4: Luigi Colbacchini, Trento 1924
Glocke 5: Karl Chiappani, Trento 1905
Glocke 6: Luigi Colbacchini, Trento 1924
Der versunkene Turm im Reschensee, das Wahrzeichen des Vinschgau
Das Wahrzeichen des Vinschgau ist zugleich märchenhaft und faszinierend: Aus dem 6 km langen, klaren Reschensee, vor der Bergkulisse des urigen Langtauferer Tals, ragt einsam ein versunkener Kirchturm. Doch die Geschichte hinter dem bekannten Postkartenmotiv, dem „Turm im See“, ist weit weniger idyllisch: Der romanische Pfarrturm der versunkenen Pfarrkirche von Alt-Graun aus dem 14. Jahrhundert ist stummer Zeitzeuge einer verantwortungslosen See-Stauung kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.
Seit 1922 wütete in Italien und somit auch in Südtirol der Faschismus. Im Jahre 1939 reichte der Großkonzern "Montecatini" ein Projekt ein, den Reschen- und Graunersee um 22 Meter zu stauen. Die Bevölkerung von Reschen und Graun wurde dabei völlig übergangen. Der ausgebrochene zweite Weltkrieg verzögerte dann allerdings das bereits angefangene Bauvorhaben. Die Bewohner des Oberen Vinschgaues glaubten damit, dieses Schreckgespenst für immer los zu sein. Doch zur Bestürzung der betroffenen Einwohner wurde 1947, nur zwei Jahre nach Kriegsende, von Seiten der Montecatini bekannt gegeben, dass die Arbeiten am Stauprojekt unverzüglich wieder aufgenommen werden.
1950 im Sommer war es nun soweit. Die Schleusen wurden geschlossen und der Reschensee gestaut. 677 Hektar Grund und Boden wurden überflutet, beinahe 150 Familien wurden ihrer Existenz beraubt, und die Hälfte davon zur Auswanderung gezwungen. Die Entschädigungen waren sehr bescheiden. Die Bewohner von Graun hatte man dann notdürftig in ein Barackenlager am Ausgang des Langtauferertales, das man eiligst aufgestellt hatte, untergebracht. Durch das faschistische Stauprojekt verloren hunderte Familien aus Graun und Reschen ihre Existenz.
Heute steht der Turm im Reschensee unter Denkmalschutz und ist Wahrzeichen der Gemeinde Graun und ein Publikumsmagnet.
In Graun und Reschen begann man 1950 die Sprengladungen zu zünden, um die Häuser, Pfarrkirchen und altes Kulturgut zu vernichten, alles um des "Fortschritts" Willen. Einzig der romanische Turm der Kirche aus dem 14. Jahrhundert wurde aus Gründen des Denkmalschutzes stehen gelassen.
Ein Augenzeuge schreibt darüber:
„Graun liegt in den letzten Zügen. Wie bei einem Todkranken stirbt Glied für Glied ab. Tag für Tag dringt das Wasser weiter vor, Tag für Tag erdröhnen die Sprengungen, und sobald sich der Rauch verzogen hat, ist wieder ein Haus in sich zusammengesunken.“
Am Sonntag, 9. Juli 1950, findet der letzte Gottesdienst in der alten Kirche statt. Die Orgel war bereits entfernt worden. Herzergreifend waren die Abschiedsworte des Pfarrers von der Kanzel. Viele Leute haben geweint. Am Nachmittag wurde das Allerheiligste nach dem St. Anna Kirchlein auf dem Hügel über dem sterbenden Dörflein übertragen. Sonntag, 16. Juli, 8 Uhr abends, läuten die Glocken ein letztes Mal zum Abschied von ihrem alten Graun. Gemeinsam läuten sie eine halbe Stunde, und dann fünf Minuten lang die Große. Dieser letzte Gruß der Glocken wird jedem Grauner unvergeßlich bleiben.
Am 18. Juli verließ die große Glocke ihre Stube, die sie seit 1926 bewohnt hatte. Am nächsten Tag folgte ihr die alte Glocke, welche (aus dem Jahre 1505) Weh und Freude des Dörfleins begleitet hatte. Zugleich wurde mit dem Abdecken des Kirchendaches, und der Sprengung begonnen. Am 23. Juli 1950 (an einem Sonntag) wurde der erste Sprengversuch der Kirche untenommen. Es wird einem furchtbar weh ums Herz, wenn man dies alles mitansehen muss, dieses langsame Hinsterben seines Heimatdörfleins, Stück um Stück, mit all den tausend lieben Erinnerungen versinkend in den Fluten des Stausees. Und ist man dann fortgezogen, dann geht's einem noch lange nach...
Die heutige Pfarrkirche von Graun (Grundsteinlegung 29. Mai 1950, Fertigstellung am 02.12.1951, Weihe am 18. Mai 1954 durch Bischof Josef Gargitter) wurde zusammen mit dem neuen Dorf gebaut, ist aber viel kleiner als die alte Pfarrkirche, die dem Stausee zum Opfer fiel.
Graun im Vinschgau liegt im Dreiländereck Italien-Österreich-Schweiz am Reschenstausee.
Herzlichen Dank dem genehmigten Sondergeläut mit Sterbeglocke dem Hochw. Herrn Pfarrer sowie dem Pfarrmesner für das gute Gelingen der Aufnahmen und die interessanten Geschichten aus Graun im Vinschgau.
Aufnahmedatum: Samstag, 13. Juni 2015

Пікірлер: 32

  • @frauenfelder82
    @frauenfelder829 жыл бұрын

    ***** Das ist sie mit Sicherheit! Ein tolles Geläut im schlanken Pfarrturm. Die Sterbeglocke passt super dazu. War sowieso ein tolles Erlebnis in Graun. Sonst flitzt man ja immer nur an diesem Ort vorbei :-)

  • @wimsbacha
    @wimsbacha9 жыл бұрын

    Wunderschöne und Super tolle Anlage und auch das Geläut kann sich hören lassen !

  • @frauenfelder82

    @frauenfelder82

    9 жыл бұрын

    wimsbacha Aber sicher doch. Ein Geläut das uns hat erfreut. Die Pfarrkirche hat mir von innen allerdings weniger gefallen. Von aussen sieht sie jedoch ganz nett aus :-)

  • @wimsbacha

    @wimsbacha

    9 жыл бұрын

    ***** ja ich dachte dass innen doch etwas mehr von der alten Ausstattung übernommen wurde aber immerhin das Geläute ;-)

  • @frauenfelder82

    @frauenfelder82

    9 жыл бұрын

    wimsbacha Die Kirchenbänke der alten Kirche stehen heute in der Pfarrkirche von Reschen :-)

  • @Engerlingraucher
    @Engerlingraucher9 жыл бұрын

    Einfach klasse! Sowohl die (urige) alte Anlage als auch der glockologische Inhalt. :-) Da kommt Freude auf!

  • @frauenfelder82

    @frauenfelder82

    9 жыл бұрын

    Engerlingraucher Das ist es. Ein tolles Geläut. Die alte 2er Glocke gefällt mir besonders gut :-)

  • @Friedensglocke
    @Friedensglocke9 жыл бұрын

    Schön, dass dä neui Pfarrturm em alte Pfarrturm gliicht und sini ganze Innereie hät dörfe übernä. Isch würkli es schöns Glüüt, ohne wenn und aber ;-) Danke! :-)

  • @frauenfelder82

    @frauenfelder82

    9 жыл бұрын

    Friedensglocke Findsch das dä neu Pfarrturm am alte gliicht? Ich überhaupt nöd. Aber schö das da Innelebe züglet worde isch :-)

  • @Friedensglocke

    @Friedensglocke

    9 жыл бұрын

    ***** Mol, e gwüssi Ähnlichkeit isch vorhande findi ;-)

  • @frauenfelder82

    @frauenfelder82

    9 жыл бұрын

    Dä Abschluss obedra isch ziemli ähnlich, da stimmt. S Glüüt isch halt dä Hit und gfallt mir sehr guet :-)

  • @Friedensglocke

    @Friedensglocke

    9 жыл бұрын

    ***** Da gibi Dir rächt, isch würkli en Hit! :-)

  • @frauenfelder82

    @frauenfelder82

    9 жыл бұрын

    Friedensglocke Om beschtn isch ollm a Vinschgr Marille :-)

  • @Arlberg09
    @Arlberg099 жыл бұрын

    Ein wirklich uriges Geläut, das eine interessante Geschichte beherbergt. Die Anlage dürfte noch eine der urigsten im Südtiroler Lande sein. ^^

  • @lilienglocke1427
    @lilienglocke14279 жыл бұрын

    Uffe mit dere War! :D Fantastischs Glüüt!!!!

  • @frauenfelder82

    @frauenfelder82

    9 жыл бұрын

    Lilienglocke1427 Genau. Die chline gönd recht ufe. Isch ä fiirlichi Sach do :-)

  • @lilienglocke1427

    @lilienglocke1427

    9 жыл бұрын

    ***** Ich ha richtig Freud gha woni gseh han dass die s c'' höcher und höcher gaht. :D

  • @frauenfelder82

    @frauenfelder82

    9 жыл бұрын

    I ha au Freud gha. Ha zersch gmeint die überschloots ez den gad no :-)

  • @lilienglocke1427

    @lilienglocke1427

    9 жыл бұрын

    ***** Da hett denn gad no gfehlt. ;)

  • @glockenzeit
    @glockenzeit7 жыл бұрын

    Da kommt Freude hoch! Schön,dass dieses Geläute hier präsentiert ist!

  • @frauenfelder82

    @frauenfelder82

    7 жыл бұрын

    Danke für den schönen Kommentar :-)

  • @GlockenHZ
    @GlockenHZ9 жыл бұрын

    Es ist schon Ironie des Schicksals, dass eine Glocke eines Gießers "Seelos" wegen eines Stausees umziehen musste... Besagtes Stück ist jedenfalls wundervoll, und auch die große mag mir hier gefallen. Insgesamt ergibt sich ein recht beeindruckendes und kraftvolles Plenum, durch den Hochschwung natürlich nochmal besonders. Hier in Hessen hat man übrigens für den Edersee eine Kirche gleich transloziert.

  • @frauenfelder82

    @frauenfelder82

    9 жыл бұрын

    GlockenHZ Vielleicht hat diese Glocke über Jahrhunderte etwas geahnt von ihrem Umzug? Ich denke, das ist reiner Zufall. Das Geläut ist ja noch vollständig vorhanden. Läutet nur ein paar Meter erhöht in einem neuen Pfarrturm. Die Geschichte des alten Dorfes ist natürlich traurig. Ich glaube, das kann sich niemand vorstellen, der das nicht selber miterlebt hat oder miterleben musste! Dieses Vollgeläut ist sehr eindrücklich. Leider wird die kleinste Glocke nie mitgeläutet. Dies wurde nur für diese Aufnahme gemacht. An gewöhnlichen Sonntagen schweigt auch die grosse Glocke.

  • @Pfundnerglocke
    @Pfundnerglocke9 жыл бұрын

    Da oben ändert sich auch nix. Immerhin habt ihr Glück gehabt, dass alle Glocken funktioniert haben. Das ist dort nicht immer der Fall ;-). Der Pfarrer ist voll lässig dort.

  • @Arlberg09

    @Arlberg09

    9 жыл бұрын

    Ab September gibt es einen neuen Pfarrer in Graun.

  • @frauenfelder82

    @frauenfelder82

    9 жыл бұрын

    Pfundnerglocke Es hat alles funktioniert. Hier oben im Pfarrturm ändert sich nichts jedoch in der Sakristei hab ich den neusten Läutcomputer von Schauer & Sachs gesehen :-)

  • @Pfundnerglocke

    @Pfundnerglocke

    9 жыл бұрын

    ***** Den kenn ich schon. Den hat es vor ein paar Jahren auch schon gegeben. Am meisten gefällt mir ja das alte Dreikeillager bei der Großen. Drumm ist auch der Motor direkt darüber angebracht weil das Seil Spiel braucht. Die war ja auch ausgehängt wie wir das erste mal dort waren. Herrlich ;-)

  • @frauenfelder82

    @frauenfelder82

    9 жыл бұрын

    Pfundnerglocke Ich habe aber gesehen, das es bei diesem Keillager auf beiden Seiten eine Art Sicherung hat. Beim aktuellen Läutewinkel der grossen Glocke trifft dieser mittlere Stab bald auf diese Sicherungenzu. Es hat nur noch wenig Spiel. War das früher gedacht, um beim Handläuten die grosse Glocke nicht zu hoch zu läuten oder gar zu überschlagen?

  • @Pfundnerglocke

    @Pfundnerglocke

    9 жыл бұрын

    ***** Nein das ist dafür gedacht, dass es sich auch überschlagen kann (siehe Antholz). Da schleift das Joch einfach an dieser "Sicherung". Diese Lager haben fasst die selben Reibungseigenschaften wie ein Rollenlager (Kugellager) also extrem leichtgängig. Nur mit Motorenantrieb wo eben das Joch im Lager sich doch einige cm. hin und her bewegt macht das mit Seil oder Kette durchaus Probleme.

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