Eingebettet in Gebirgsgruppen liegt nur wenige Kilometer von der Amalfiküste und dem Tyrrhenischen Meer entfernt die ital. Kleinstadt Cava de' Tirreni. Von Salerno kommend treten unweigerlich die Wallfahrtskirche S. Francesco & Antonio und das angeschlossene Minoritenkloster ins Auge. Der Turm, welcher gemeinsam mit der Fassade ältester Teil der Kirche ist, beherbergt in den beiden oberen Geschossen sieben Glocken, von welchen fünf zum eigentlichen Geläut zählen.
Errichtet wurde die Wallfahrtsstätte mit angeschlossenem Kloster im späten 15. Jh. auf Beschluss des Stadtrates von Cava. Mit dem Bau der prächtigen Fassade und des imposanten, sechsstöckigen Turmes zur Rechten des Kirchenschiffes um 1584 war der Kirchenbau vollendet.
Etwas mehr als hundert Jahre später fertigte Angelo Marinelli 1687 die große Glocke der Wallfahrtskirche, den Campanone. Das Instrument zählt heute zu den größten hist. Glocken im Süden Italiens. Beeindruckend ist nicht nur sein höchst profunder Klang, sondern auch die reichhaltige Zier mit Reliefs des Gekreuzigten, der Immaculata, der Hll. Barbara, Francesco, Chiara und Antonio sowie dem Gemeinde- und Klosterwappen.
Im Folgejahr ereignete sich ein mittelschweres Erdbeben, das zunächst 'nur' Schäden im Chor verursachte. Weitaus schwerwiegender fiel das Folgebeben 1694 aus, welches den Einsturz der beiden obersten Etagen und damit der Glockenstuben des Turmes zur Folge hatte.
Die Chronik der Minoritenbrüder berichtet davon, dass bis zu diesem Tag sieben Glocken vorhanden waren ('una grande, un'altra [...],due altre di opera francese [...] e tre piccole'), allerdings lediglich der Campanone von 1687 das Erdbeben unbeschadet überstand.
Nachdem die zerstörten Turmgeschosse nicht wiederaufgesetzt wurden, installierte man zu Beginn des 18. Jh. eine neue Uhr in der vierten, nunmehr obersten Etage. Die zugehörigen Uhrglocken (derzeit stillgelegt) schuf 1728 der neapoletanische Meister Gioacchino Migliore, der auf dem größeren Instrument auch namentlich verzeichnet ist.
In der Zwischenzeit entstand 1765 mindestens eine Glocke, geweiht der Hl. Barbara, in den Werkstätten von Felice Cacciavillani. Sie verfügt über ein bemerkenswertes Dekor; zunächst mit den regional verehrten Heiligen Francesco, Antonio, Pasquale und Barbara verziert, findet sich am Wolm ein Wechselspiel aus Hasen und Vögeln. Auch weitere Glocken Cacciavillanis weisen diese Verzierungen auf - ihre Bedeutung ist noch nicht entschlüsselt.
Nachdem Kirche und Kloster von größeren Zerstörungen im 17. und 18. Jh. verschont blieben, wurde der Komplex im 2. Weltkrieg stark beschädigt. Im Rahmen der mühevollen Wiederaufbauarbeiten wurde 1957 auch die der Empfängnis Marien geweihte Glocke (Ss. Conzezione) von Carmine Capezzuto in Napoli umgegossen. Das heutige Instrument ist, wie die Inschrift belegt, bereits der dritte Guss. Seine reichhaltige Zier greift dabei Elemente der Vorgängerglocken von 1537 und 1869 auf.
Einen schwarzen Tag erlebte die Stadt am 23. Nov. 1980. Etliche Gebäude und das gesamte Kirchenschiff fielen einem schweren Erdbeben zum Opfer - wie durch ein Wunder blieben Fassade und Turm verschont. Nachdem die Kirche 1999 in Teilen wiederhergestellt und die Restaurierung des Turmes vollendet war, ließ man zum Gedenken an die Familie Durante die kleine Läuteglocke von Paolo Capanni gießen.
Weitere zehn Jahre vergingen, bis die nun auf erdbebensicheren Fundamenten errichtete Kirche am 15. März 2009 geweiht werden konnte. Zugleich entstanden Unterkirche und Krypta in zeitgenössischem Stil, während das Innere der Wallfahrtskirche am historischen Vorbild orientiert ist. An der Kirchendecke befindet sich seit 2010 der 'Botafumeiro', eines der größten Weihrauchgefäße der Welt.
Um die klanglich große Lücke zwischen dem Geläute und großen Campanone zu schließen, fertigte die Gießerei Allanconi 2016, anlässlich des von Papst Franziskus ausgerufenen Hl. Jahres der Barmherzigkeit, die nunmehr zweitgrößte Glocke. Sie befindet sich mit dem Campanone in der unteren Glockenstube, die fünf kleineren Glocken hingegen in der obersten Etage. Wie jede der fünf Läuteglocken ist auch das jüngste Instrument mit einem Relief von Antonius und Franziskus verziert - originellerweise ziert neben dem Bildnis des Heiligen auch das Konterfei von Papst Franziskus die Flanke der Glocke.
LÄUTEGLOCKEN
I. Campanone, Ton: h°+3
2700 kg, 1488 mm, A. Marinelli, Agnone (1687)
II. Misericordia, Ton: cis'+3
1500 kg ca., 1355 mm, E. Allanconi, Bolzone (2016)
III. Ss. Conzezione, Ton: e'+4
900 kg, 1096 mm, C. Capezzuto, Napoli (1957)
IV. Barbara, Ton: a'-2
400 kg, 864 mm, F. Cacciavillani, Frosinone (1765)
V. Durante, Ton: cis''+3
160 kg, 635 mm, P. Capanni, Castelnovo ne' Monti (1999)
UHRGLOCKEN
VI. S. Maria d. Angeli, Ton: h'+3
200 kg, 699 mm, G. Migliore, Napoli (1728)
VII. Antonio, Ton: dis''+11
105 kg, 561 mm, G. Migliore, Napoli (1728)
Ablauf:
00:00 Kirche
01:20 Einzelglocken
14:30 Vollgeläut
Danksagung & Quellen in Kommentarspalte. #Glocken #Campane