Folge 15: Hat sich das Regietheater überlebt?
Joachim Kaiser, der einflussreichste deutsche Musikkritiker, beantwortet in seiner Video-Kolumne Fragen der Leser. Diesmal: Gibt es einen Trend zu traditionellen Inszenierungen - und weg vom viel kritisierten Regisseur-Theater?
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Ist es nicht einfach so, daß die meisten Regisseure von heute gar nicht in der Lage sind eine werktreue Aufführung einer Oper zu inszenieren. Wie gut, daß es KZread gibt, wo man viele gute Aufführungen von früher noch sehen kann.
Ein auch heute noch hervorragender Kommentar.
dazu kommt, dass die Besprechung der Inszenierung drei Spalten hat, während die Musik nur einen oder zwei Absätze bekommt. den Musikern fällt halt nichts mehr ein. bei der historischen Aufführungspraxis ging man noch wegen der Musik hin.
Wir wollen es hoffen!
Ein Original ist ein Original. Dies so ehrfürchtig (und, wenn möglich treu) wie möglich aufzuspielen sollte der Normalzustand sein. Das Kasper-Regie-Theater sollte die Ausnahme sein. Die Meister rotieren im Grab. Wer es unbedingt "anders" machen will, soll selber ein Werk schreiben und nicht mit großen Namen Schindluder treiben.
Ausgerechnet Kehlmann, der seinen Ruhm doch einer vollkommen geschichtsverfälschenden Darstellung der Humboldt-Brüder und von C.F. Gauss verdankt.
Tip für Regie-Neullinge (Oper egal, jede läßt sich demolieren!): Massenhafter Einsatz weißer Mäuse (Otto Schenk: Die Sternstunde des Josef Bieder) oder vom Schnürboden fallender toter Frösche (Georg Kreisler - leider verstorben).
Die Uraufführung der Zauberflöte war technisch besonders ausgestattet. Die einen, wie Schikaneder, haben weitere Gag-Aufführungen versucht. Die anderen, wie Goethe, haben - auch eher erfolglos - haben die Sarastro-Salbaderei weiter entwickelt. Beide hatten nicht den phänomenalen Erfolg des Stückes, die dann auch Mozarts Werk insgesamt gefördert hat. In anderen Worten: Wenn mehrere bedeutende Künstler aufeinander treffen, entsteht etwas Neues, Einzigartiges. Dass der Versuch, derartiges für die kanonisierten Werke der Opernkultur zu finden, zu der hier wieder illustrierten Polemik führt, ist für sich interessant und stellt der gegenseitigen Dialogfähigkeit kein allzu gutes Zeugnis aus. Oder, noch einmal, umgekehrt: Wenn Wagner mit seinen eigenen Darstellungen so unzufrieden war, dass er die unsichtbare Bühne erfinden wollte, legte er den Weg zu einer Abstraktion nahe, den dann Roller, Apia, Pretorius und Wagners Enkel Wieland gegangen sind. In anderen Worten, die Darstellung des streng vorgeplanten Ablaufs gerade einer Oper setzt ungewöhnliches Einfühlungsvermögen voraus, das in der Wirklichkeit eben nicht selten fehlt, und Änderungen des Stils unterbrechen meist die Weitergabe von Erfahrung, die Einbrüche vermeiden hilft.
@Ragnaroekk Persecution mania?
Nachtrag: wegen des Rehgietheaters bin ich nun darauf angewiesen, mir Opern und Theaterstücke nur noch auf DVD oder VHS ansehen zu können.und die kaufe ich mir auch nur dann, wenn ich mich vorher davon überzeugt habe, daß die Aufführung werkstreu ist und kein rot-perverser Schund!
@hannesheinz720
5 жыл бұрын
Es ist traurig, aber tatsächlich hat man, wenn man mit Ihrer Ausführung weitestgehend übereinstimmt, kaum eine andere Wahl: Insofern sind die Medien eine Art Erlösung vom Regietheater, man kann Opern auch rein hörend erleben, seine eigenen inneren Bilder dazu entwerfen und im Klavierauszug mitlesen; das ist dann noch mal ein ganz besonderer Genuss.
@kumadanieldt
5 жыл бұрын
Mir geht es genauso so. Es ist wirklich tragisch. Zum Glück gibt es noch den Parsifal in Mannheim...