Das Buddhadharma für eine säkulare Welt

Buddha-Talk vom 15.5.2022 mit Frank Hendrik Hortz:
Das Buddhadharma für eine säkulare Welt
Frank Hendrik Hortz
ist 1965 geboren, im Ruhrgebiet aufgewachsen, Religionswissenschaftler (studierter ev. Theologe und Philosoph), Journalist und Unternehmer, lebt heute in einem kleinen Dorf im Süden Deutschlands. Erste Meditationserfahrungen machte er bereits Anfang der 80er Jahre. Er versteht sich als säkularer Buddhist - „säkular“ abgeleitet vom lateinischen „saeculum“: dieses Zeitalter betreffend. Hendrik Hortz ist Herausgeber und Chefredakteur des buddhistischen Magazins Ursache\Wirkung.
Mit jeder Rezeption des Buddhismus entstand etwas Neues. Von Indien fanden die Ideen des historischen Buddha Siddhartha Gautama ihren Weg weiter nach Ost- und Südostasien. Es entstanden vielfältige Traditionen. Bis der Buddhismus schließlich im 19. Jahrhundert im Westen zur Kenntnis genommen wurde. Auch hier entwickelt der Buddhismus einen eigenen Charakter. Dieser Transformationsprozess ist nicht abgeschlossen. Das Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne soll in diesem Buddha-Talk beleuchtet werden: Wie sieht ein westlicher, zeitgemäßer Buddhismus aus und welche Legitimationen gibt es für diese Interpretation des Buddhadharma?
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Пікірлер: 14

  • @willireis7600
    @willireis76002 жыл бұрын

    sehr gut recheriert und mit viel Weisheit vorgetragen, ohne jegliche Dogmatik. Und das Wissen um unsere Unkenntnis und Beschränktheit ist wesentlich für alle fruchtbare Diskussion

  • @kirstenschulte9834
    @kirstenschulte98342 жыл бұрын

    Gut gemachter Vortrag auch wenn ich nicht mit allem übereinstimme

  • @AnandGiri2
    @AnandGiri22 жыл бұрын

    Ich überlege, ob der phänomenologische Teil des Buddhismus nicht heutzutage mittels Prozessphilosophie und Systemtheorie genauer beschrieben werden kann, als Buddha es konnte. Zudem ohne Rückgriff auf Ansätze, die zu seiner Zeit en vogue waren. Zumal könnte man damit dem Rückfall in Substanzontologie, den es unter Buddhisten immer wieder gibt, begegnen. Die zweite interessante Frage, die meist nicht gestellt wird, wäre aus meiner Sicht, warum entwickelt er einen Weg, den er selbst nie gegangen ist, entwickelt Methoden, die er selbst nie praktiziert hat? Betrifft die Ablehnung von Metaphysik auch die Ablehnung einer Buddhanatur (die es ja auch im frühen Zen schon mal gab, oder heutzutage bei Roloff) oder geht sie nicht so weit?

  • @ralfwiechert232
    @ralfwiechert2322 жыл бұрын

    Sehr gut gemacht. Stimme mit vielem überein. Das Religion heute keine große Rolle mehr spielt, würde ich aber nicht unterstreichen. Der Mensch ist ein sinnlich-rationalen Wesen und hat wohl immer Sehnsucht danach auch den "spirituellen" Teil seiner Persönlichkeit zu pflegen, nicht nur die Rationale. Die Institution christliche Kirche ist aber nicht in der Lage hier zeitgemäße Antworten zu geben. Die Stärke des Buddhismus besteht eben darin, sich den jeweiligen Kulturen anzupassen.

  • @benbolt8849
    @benbolt8849 Жыл бұрын

    Deswegen immer wenn mich einer fragt was ist das worum geht's im buddhismus ? Sage ich immer nur um die Befreiung von Leid das du nicht mehr unter dem leidest worunter du jetzt leidest und jeder findet es gut... die Wiedergeburt zu erläutern macht keinen Sinn, denn die meisten verbinden Wiedergeburt damit das es darum geht möglichst gut wieder geboren zu werden und das ist im buddhismus aber nicht so, und die Erklärung warum nicht ziemlich tief geht erwähne ich das nicht sondern erläutere das was immer akut ist und das ist die Befreiung von Leid. Sehr guter Beitrag vielen Dank

  • @zuzie3000
    @zuzie30002 жыл бұрын

    Ein schöner, gut durchdachter Vortrag! Mir hat besonders gefallen die Zurückhaltung, mit der im Hauptteil formuliert wurde. Spürbar war der Wunsch nach einem toleranten Miteinander verschiedener buddhistischer Traditionen. Dass der säkulare Buddhismus auch dazu gehört, ist für mich keine Frage. In einer nach allen Seiten offenen Welt hat ohnehin niemand die Macht zu bestimmen, wer dazugehört und wer nicht. Mich selbst beschäftigt ebenfalls die Frage sehr, inwieweit Authentizität ein Kriterium dafür sein kann, über eine gültige buddhistische Interpretation zu verfügen. Das Kriterium ist sehr beliebt, in der Welt der Religionen insgesamt. Aber es steht doch häufig auf tönerne Füßen, wie im Vortrag ja auch sehr gut ausgeführt. Im Frage/Austausch-Teil hatte ich dann den Eindruck, der säkulare Buddhismus wolle sich doch auch auf dieses Kriterium stützen, das vorne im Vortrag verworfen worden war. Auf einmal war dann auch hier die Rede davon, es gebe nach philologischen Untersuchungen Sicherheiten darüber, was den Kern des Buddhismus ausmache - und es sei der säkulare Buddhismus, der diesen authentischen Kern kennt. Als Naturwissenschaftlerin ist mir auch aufgefallen, wie sehr hier Wissenschaft als weltanschaulich neutral beschrieben wurde. Ist das so einfach haltbar? Ich schätze die coole Präzision des wissenschaftlichen Denkens sehr und möchte sie nicht missen! Aber dass Wissenschaft starke weltanschauliche Anteile hat (zum Beispiel die simple Prämisse, die die westliche Wissenschaft durchzieht: Wahrheit ist da, wo Widerspruchsfreiheit ist), lässt sich meines Erachtens kaum bestreiten. Ein dritter Punkt: In der Zusammenführung von "säkular/westlich/modern/humanistisch" liegt meines Erachtens ein großes Problem, weil dann auf der anderen Seite nur stehen kann "traditionell/fremde Kulturen/archaisch/nicht-humanistisch". Wollen wir als westliche Menschen wirklich so in die Welt schauen? Ich frage mich an dieser Stelle: Wie ließe sich säkularer Buddhismus so fassen, dass diese ungute Gegenüberstellung nicht passiert? Und noch eine letzte Überlegung: Meines Erachtens geht es bei der Frage "Welche buddhistische Interpretation ist gültig?" möglicherweise in erster Linie gar nicht um weltanschauliche Fragen, sondern um menschliche Verwirklichung - und die findet oft erstaunlich unabhängig von den Weltanschauungen statt, in deren Kontext Menschen sie möglich machen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung in der persönlichen Begegnung mit Menschen, deren Weite, Differenziertheit und Weisheit mich beeindrucken. Danke für den spannenden Abend und die Möglichkeit, über alles das nachzudenken!

  • @uabhaya8070
    @uabhaya8070 Жыл бұрын

    Die Brille der abendländischen Aufklärung ermöglicht den (wohl eher vergeblichen) Versuch, Samsara "zu verbessern", sie führt aber nicht zum Nibbana, auch wenn in der englischsprachigen Literatur bereits Aufklärung und Moderne gern als "Enlightenment" beschrieben werden. Angesichts der globalen Probleme eben durch die Moderne ist das absurd. Ich habe daher große ZWEIFEL, dass eine Mixtur aus buddhistischen und westlichen Ideen einen besseren Buddhismus ergeben kann. Die Lehre des Buddha ist zweifellos in sich vollkommen und daher logischerweise nicht verbesserbar. Wir können nur unser persönliches Bemühen verbessern. Und übrigens: Global gesehen, sind die Religionen und die Religiosität keineswegs im zahlenmäßigen Rückgang begriffen (siehe z.B. Jonathan Fox, World Survey of Religion and the State), auch wenn in Deutschland immer mehr Gläubige aus den Kirchen austreten. Die vermeintlich rationale Perspektive aus der deutschen/europäischen/westlichen Provinz ist nicht immer richtig. Ich sehe die Gefahr, dass der sog. westlich-säkulare Buddhismus nur zur Fortsetzung des Kolonialismus mit anderen Mitteln beiträgt.

  • @AnandGiri2
    @AnandGiri22 жыл бұрын

    Zweifel ist doch für Zennies ein wesentlicher Aspekt. Und James Low (Dzogchen-Lehrer) meinte einmal: Wir sollten lieber Zuflucht zu Fragen nehmen, als zu Antworten. Wenn so 5% Leute Interesse an Meditation haben (das heisst ja nicht, dass alle meditieren, und viele tun das zur Selbstverbesserung) ist das nicht so viel. Und Meditation ist ja nicht ein Alleinstellungsmerkmal des Buddhismus, sondern ebenso des Hinduismus, Jainismus, des Taoismus, des Konfuzianismus. Auch Christentum und Sufismus, ebenso die heidnischen Religionen (Asatru, Wicca) kennen Meditation, ebenso die schamanischen Richtungen. Dazu kommen noch viele Sekten, esoterische und magische Strömungen und atheistsche meditative Praktiken. (Und eine der größten buddh. Strömung in Asien, der reine Land Buddhismus, legt keinen Wert auf Meditation. Im Tricycle gab es mal eine Umfrage unter Theravada-Mönchen, die ergab, das da kaum 10% meditieren). Apropo Statistik: Was denkst du, wieviel Prozent die Säkularen unter den 300.000 Buddhisten (Naja, die Hälfte sind Leute mit asiatischem Background) ausmachen? Ist es denn schlimm, dass Buddhismus hier nur ein Randphänomen ist? Zudem sehe ich den Menschen nicht nur als Vernunftwesen. Ich denke sogar, dass eine reine Vernunft eher problematisch ist. Vielleicht sollten wir auch eher die Ebene der Intuition stärken, als die des Denkens. Zudem greift die buddh. Ethik zu kurz. Sie hat nur den Menschen im Blick. Wir brauchen eher eine kosmologisches ökologisches Handeln (die Natur in den Mittelpunkt, nicht der Mensch) und vor allem lassen, eher ein situatives Handeln, als ein Handeln nach Regeln. Insgesamt stellt sich mir die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, etwas Neues zu beginnen, als einen Rattenschwanz an alten Problemen, die nicht die unseren sind(das Problem des Buddhas mit Vergänglichkeit ist nicht das meine), mitzuschleppen. Die Dekonstruktion des Buddhismus bleibt beim säkularen Buddhismus bei der Hälfte stehen (letztlich sind Buddha und Erwachen nicht weniger metaphysisch als Karma und Reinkarnation), würde sie weitergehen, bräuchte sie aber vielleicht das Etikett Buddhismus nicht mehr. Denn sollten wir nicht eher "unser" Leben leben, als Buddhas Leben? Unsere Lebensfragen sind IMHO ganz andere als Buddhas. Daher auch die Antworten? Vielleicht sind seine Wahrheiten nicht unsere, vielleicht ist Wahrheit ja ein pfadloses Land (J. Krishnamurti) oder vielleicht sollten wir sie ganz infrage stellen (wie es z.B. Zhuangzi gemacht hat)? Kann man von einem westlichen Buddhismus sprechen? Gibt es da nicht viele verschiedene Ansätze, und der säkulare Buddhismus ist nur eine davon? Oder anders gesagt: das meiste, was ich so sehe, was sich säkularer Buddhismus nennt, ist säkulares Theravada. Aber es gibt doch genauso säkulares Shin, säkulares Nichiren, säkulares Zen, säkulares Tendai. Und die sehen alle ganz anders aus. Letztlich ist die Frage, ob der säkulare Buddhismus Selbstverbesserungsleute anzieht interessant. Das tut ja der traditionelle auch. Es gibt sogar Leute, die das soweit treiben, dass sie all ihr Leiden beenden wollen. Mehr Selbstverbesserungsillusion geht dann doch nicht. 😄

  • @AnandGiri2
    @AnandGiri22 жыл бұрын

    Es ist die Frage, inwieweit man von Meditation als einem Ding reden kann, oder ob das ganz verschiedene Sachen sind. Meditation als Geistestraining vs. Zazen wird mit dem Körper praktiziert vs. Meditation als Sitzen und Vergessen oder als Herz-Geist-Fasten sind ja (fast) gegensätzliche Dinge. Und dann gibt es noch Sachen wie Mantra- oder Namensrezitation, Yoga, Tai Chi, Qi Gong, was auch viele Menschen unter Meditation verstehen. Inwieweit das "Meditation ist unsere alleinige Hauptkompetenz" wirklich ein guter Missionierungsansatz ist, bezweifle ich. Ansonsten schöner Vortrag. Er machte mir zumindest mal wieder klar, warum ich kein Buddhist bin. 🙏