Auf Reisen im Altkreis Jerichow I + II - eine Trilogie. Teil 1 Güsen(Kr. Genthin) - Jerichow

Heute beginnen wir eine Video-Trilogie über die ehemaligen Kleinbahnen des Kreises Jerichow, im Speziellen der der 'Kleinbahn AG Genthin - Ziesar'. Es kamen bereits mehrere Nachfragen danach, nun ist es so weit..
Es war ein ausgesprochen ländlich-idyllisches Netz, so wie die ganze Gegend. Der Autor war noch in der Lage, fast alle (normalspurigen) Strecken davon zu bereisen, mit Ausnahme von Genthin - Milow und Bücknitz - Wusterwitz. Ein Teil dieser Bereisungen erfolgte letztmalig vor der "Videozeit", also vor 1992, so daß nicht von allen Strecken Videoaufnahmen zur Verfügung stehen.
Unser Teil 1 dieser Trilogie widmet sich der Strecke Güsen(Kr. Genthin) - Jerichow. Sie war die letzte der drei Strecken, die im Jerichower Land eröffnet wurden, erst am 25.10.1924 fuhr dort der erste Zug und verband nunmehr die Strecken Güsen(Kr Genthin) - Ziesar und Genthin - Schönhausen(Elbe) miteinander.
Die Strecken, die vorher im Besitz der 'Kleinbahn AG Genthin - Ziesar' waren, wurden ab 1949 'volkseigen', gehörten nun also zur DR. Entlang der Strecke Güsen(Kr Genthin) - Jerichow entwickelten sich einige transportintensive Industriebetriebe, so das Betonwerk Güsen in Zerben und der Metallbau in Parey, welcher Gittermaste in großen Mengen herstellte und versandt. Das generierte gleichzeitig auch einen auskömmlichen Berufsverkehr, der zusammen mit der Schülerbeförderung und dem Individualreiseverkehr immer für auskömmlichen Personenverkehr sorgte.
In Güsen(Kr Genthin) bestanden stets recht ansprechende Anschlüsse Richtung Magdeburg und Brandenburg - Berlin, und auch die Anschlußbeziehungen zwischen den Kleinbahnstrecken Richtung Ziesar funktionierten in der Regel. Bekannt waren die fotogenen Parallelausfahrten der Züge Richtung Jerichow und Ziesar, wir sehen es im Video (unser Lokführer ließ den Ziesarer extra ein paar Meter 'Vorsprung', damit er gut zu filmen war..).
Dagegen wurde in Jerichow nie so spezieller Wert auf Anschlußbeziehungen gelegt, das Verkehrsbedürfnis war hier tatsächlich mehr auf Jerichow selbst ausgerichtet, und wer weiter wollte, hatte bestimmt noch irgendwas in der Stadt zu erledigen, womit er die Wartezeit 'rum brachte'..
Das war früher ganz normal, in den letzten Jahren der Bahn hätten diese Anschlüsse aber sicher zur besseren Auslastung der Züge beitragen können, wenn vielleicht auch nur bedingt.
Die Nachwendezeit brachte der Strecke die gleiche Entwicklung wie fast allen Nebenbahnen im Osten. Die 'Landschaften' begannen zu 'blühen', die Industrie ging ein oder schrumpfte auf ein Minimum, das Auto trat seinen 'Siegeszug' an, kaum einer fuhr mehr mit und es gab kaum noch etwas zu transportieren. Fast wie ein Wunder überlebte das Betonwerk in Zerben, es wird bis heute noch im Güterverkehr von Güsen(Kr Genthin) aus bedient.
Der Güterverkehr auf der Reststrecke bis Jerichow überlebte das magische Jahr 1994 nicht, de facto war er auch schon zuvor gegen Null geschrumpft. Der Metallbau Parey existierte noch, nutzte aber nicht mehr die Bahn.
Der Personenverkehr wurde in den letzten Jahren im 2-Stunden-Takt abgewickelt, mit weiterhin guten Anschlüssen in Güsen(Kr Genthin), auch von und nach Ziesar. Aber es war nichts mehr zu gewinnen, auf dem Land fuhr man nun Auto, die Leute waren nicht mehr auf die Bahn zurück zu holen.
Zum Fahrplanwechsel am 29.05.1999 wurde der Verkehr abbestellt, das war für den Abschnitt Zerben - Jerichow die Gesamteinstellung. Die Strecke wurde in den 2000er Jahren abgebaut, 2015 wurde auch die Brücke über den Pareyer Verbindungskanal entfernt. Über eine Nachnutzung, z.B. als Radweg, auch nur auf Teilabschnitten, ist nichts bekannt.
Gehen wir nun auf die Reise in der Ferkeltaxe - und das wißt Ihr ja schon: 'Festhalten'! Gute Fahrt nach Jerichow - die Fortsetzung gibt's bald!
Daten, soweit dem Autor nicht selbst bekannt, aus Wikipedia.

Пікірлер: 4

  • @andy27091979
    @andy270919795 ай бұрын

    Herrliches Video. Auch wenn es viele nicht hören möchten, ich kann es verstehen, dass solche Strecken geschlossen werden. Ich kenne solche Kleinbahnen aus dem Raum Prenzlau und dort bist du in den Jahren vor der Schließung teilweise allein mit dem Lokführer unterwegs gewesen. Häufiges Problem ist, dass die Bahnhöfe mitunter recht weit von den Ortskernen entfernt liegen. Dazu die dünne Besiedlung und kein Güterverkehr mehr. Du müsstest enorm investieren in die Renovierung der maroden Bahndämme und Brücken. Und das nur um täglich vielleicht 50 bis 100 Leute transportieren. Da bist du mit Bussen einfach flexibler und günstiger.

  • @Hi_ich_bins_egon
    @Hi_ich_bins_egon6 ай бұрын

    Die Strecke sollte man bis Parey wieder aufbauen würde sich echt lohnen

  • @willyschaefer
    @willyschaefer10 ай бұрын

    Parey und nicht Paray!!!

  • @jochenpurschesrocknrailchannel

    @jochenpurschesrocknrailchannel

    10 ай бұрын

    Schreibfehlerteufel! Danke für den Hinweis!

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