29. Wilde Gedichte - Ulrich Roski - Selbst ist der Mann

Ойын-сауық

Unsere kleine Lyrikreihe "Wilde Gedichte" geht in die Fortsetzung. Wir haben wieder Lyrik und Prosatexte aus den vergangenen Jahrhunderten für Sie herausgesucht und zusammengestellt. Ralf Buchinger, Sprecher, Moderator und Gründer der Literatur-Kabarettgruppe "Die Wortlauten" präsentiert Ihnen wieder jeden Monat ein neues "wildes" Gedicht von Hesse, über Goethe und Morgenstern bis hin zu Erhardt und Gernhardt.
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Unser Tourprogramm: www.die-wortlauten.de
Text:
(Ulrich Roski)
Wenn ich mich morgens in meinen vier Wänden umschau,
Seh’ ich alles versinkt in schmucklosem Grau.
Die Bretter sind schief und die Kabel hängen schlapp,
Und auch die Tapeten geh‘n an allen Ecken ab.
Die Wollmäuse tummeln sich auf dem Parkett,
So geht‘s nicht weiter hier sieht‘s aus wie bei Lehmanns unterm Bett.
Es muss Farbe ins Heim, ich entscheide mich kühn
Für schlichte Silberbronze und modisches Grün.
Ich geh und kaufe Farbe und Pinsel im Nu
Eine Rolle Tapete und Nägel dazu.
Der Verkäufer fragt in leutseligem Ton:
„Ist das Alles?“ Ich sag: „Ja, ‘n Hammer hab ich schon!“
Er guckt dabei so komisch, was hat er nur,
Was soll beim Tapezieren schwierig sein, ich hab doch Abitur.
In ein - zwei Stunden sind die Dinger doch dran,
DO IT YOURSELF SEBST IST DER MANN
Zuhaus stell ich fest, und das ärgert mich sehr,
Die Tapete ist zu lang, also nehm‘ ich sie quer.
Doch da ist sie zu schmal, und ich komm zu dem Schluss,
Dass ich mehrere Steifen untereinander nageln muss.
Das sieht nicht doll aus, ich überlege wie ich‘s schaff,
Dass das Ganze nicht so krumpelig wird sondern straff.
Da klingelt es mein Vetter Gerd kommt an,
Ein Mensch, der immer alles besser weiß und besser kann.
Er sieht meine schlabberige Tapete und lacht,
Und hätte natürlich alles ganz anders gemacht.
„Wie wär‘s denn mit Kleister?“, fragt er schadenfroh,
Ich frag‘ zurück: „Wieso denn Kleister, der klebt ja so?“
Er schlägt vor: „Du holst jetzt mal ‘n Kasten Bier,
Und reichlich Leim und den Rest überlässt du mir.“
Mit Gerd zu diskutieren hat überhaupt keinen Sinn,
Also gebe ich nach, weil ich der Klügere bin.
Als ich dann bepackt zurückkomme hat Gerd
Den Mülleimer auf meinem Schreibtisch entleert.
Er füllt ihn mit Wasser kippt den Kleister hinein,
Und saut damit die schöne Tapete ein.
Nägel find ich viel hübscher, Gerd ruft aufgeregt:
„Jetzt werden erst mal ein paar Leitungen unter Putz verlegt!“
Ich fang schon mal an und stemm die Wand auf im Bad,
Und du gehst derweil in‘s Stromgeschäft und kaufst Draht.“
Dann legt er einen glitschigen Tapetenschal
Mit der Butterseite auf‘s Bücherregal.
Nun ist alles verklebt, man kann nichts mehr drin lesen,
Ich hab ja gleich gesagt, nageln wär‘ besser gewesen.
Ich geh‘ los und als ich wiederkomm‘ ist alles überschwemmt,
Gerd hat aus Versehen ein Rohr aufgestemmt.
Er hält den Finger in‘s Loch und kommandiert in aller Ruh:
„Geh‘ mal runter in den Keller dreh den Haupthahn zu!“
Ich tu‘s worauf Gerd sofort den Rohrbruch vergisst,
Und nörgelt guck mal wie wackelig dein Waschbecken ist.
„Find ich nicht.“ sag ich, da zerrt er und ruckt an der Wand,
Triumphiert: „Na siehste!“ und hat das Ding in der Hand.
Nun bohrt er und dübelt und behauptet dann dreist,
Das Waschbecken halte jetzt wie geschweißt.
Sofort gießt er Kleister hinein weil er glaubt,
Er hat unten den Abfluss wieder angeschraubt.
Hat er aber nicht und so rieselt der Schleim
Auf den Boden und bringt wieder Stimmung in‘s Heim.
Ich schabe und wische und denke verbissen,
Nägel hätt‘ man bloß wegfegen müssen.
Gerd entdeckt unterdessen meine Farben und erklärt:
„Mensch Junge, Du hast ein Geschmack wie ein Pferd!“
Mit dem Grün streichst Du die Kellertür, da sieht man‘s nicht so,
Und die Silberbronze schüttest Du am besten ins Klo“.
Doch ich denke nicht dran und streich aus Protest
Meinen Schreibtisch mit dem Silber und trinke den Rest.
Als Gerd, der auf der Leiter steht das sieht macht er schlapp
Und bricht im runterfallen noch das Waschbecken ab.
Er jammert: „Bier her!“, doch der Kasten ist leer,
Da macht er sich verzweifelt über die grüne Farbe her.
Die leere Büchse schmeißt er durch‘s Fenster und schreit:
„Feierabend! Mir reicht´s für heut.“
Ich hab mich noch mal in den vier Wänden umgeschaut,
Und bestürzt gedacht nun ist alles versaut.
Kein Wasser, keine Scheiben, kein leimfreies Buch,
Das beste ist, wenn ich ‘ne neue Wohnung such.
Es kann ruhig eine sein in einem älteren Haus,
Kleine Schönheitsreparaturen führ‘ ich gerne selber aus.
Und wenn es sein muss fang ich gleich morgen an,
DO IT YOURSELF, SELBST IST DER MANN

Пікірлер: 2

  • @Babagurgur2012
    @Babagurgur201226 күн бұрын

    🌹🌺🌻🌷

  • @buchingerralf

    @buchingerralf

    26 күн бұрын

    Vielen lieben Dank! 🤗

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